Lichthof in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

 

Vom 28. bis 29. Januar 2016 fand im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin das wissenschaftliche Symposium des Leibniz Center Infection (LCI) mit dem Schwerpunkt „Vaccines“ statt. Zum Auftakt wurde die interessierte Öffentlichkeit am Abend des 27. Januar zu der Podiumsdiskussion „Masern, Grippe, Ebola: Sinn & Unsinn rund ums Impfen“ in den Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg eingeladen.

150 Besucherinnen und Besucher verfolgten die spannende Podiumsdiskussion rund um das Thema Impfen im Lichthof der Staats- und Universitätsbibliothek. Auf der Bühne saßen Vertreter aus der Forschung, vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG), den Organisationen „Ärzte ohne Grenzen“ und „Ärzte für individuelle Impfentscheidung e. V.“ sowie der Ständigen Impfkommission (STIKO) und der Industrie. Die Wissenschaftsjournalistin und Moderatorin der Veranstaltung Angela Grosse eröffnete die Runde mit der Frage nach dem Impfstatus der Diskutantinnen und Diskutanten: STIKO-Vertreter Prof. Christian Bogdan fiel die Antwort leicht; er hatte gerade zwei Tage zuvor seine Impfungen auffrischen lassen. Anja Wolz von der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ berichtete, dass sie immer so geimpft sei, dass sie jederzeit in einen Einsatz irgendwo auf der Welt aufbrechen könnte.

Im Verlauf der Diskussion erläuterte Prof. Christian Bogdan die Kriterien nach denen die STIKO ihre Empfehlungen für Impfstoffe  herausgibt: Dabei würden nicht nur die Wirksamkeit und die Nebenwirkungen, sondern auch die volksgesundheitliche und medizinische Notwendigkeit eines Impfstoffes bewertet.

Die Entwicklung eines Impfstoffes sei hochkomplex und langwierig, erklärte Prof. Jacob Cramer als Vertreter der Industrie: „In fünf Jahren lässt sich ein Impfstoff eigentlich nicht entwickeln; eher in zehn Jahren.“  Dabei würde ein Unternehmen auf nichts mehr achten, als dass bei einem Impfstoff keine Nebenwirkungen auftreten.

Der Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Dr. Jost Christian Deerberg ist Vorstandsmitglied im Verein „Ärzte für individuelle Impfentscheidung e.V.“ Er will den Freiheitsraum für Impfentscheidungen ausdehnen: In seiner Praxis klärt er deshalb ausführlich über die Impfempfehlungen der STIKO sowie über Nebenwirkungen auf, bevor die Eltern die Impfentscheidung für ihre Kinder fällen.

Auch Dr. Sabine Reiter vom BMG hält persönlich nichts von einer Impfpflicht, sondern setzt auf Aufklärung und eigenverantwortliche Entscheidungen, was auch Ziel des Mitte 2015 in Kraft getretenen Präventionsgesetzes sei.

Anja Wolz ist seit dem Jahr 2003 für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ (Médecins Sans Frontières, MSF) im Einsatz. Auch MSF setzt auf Aufklärung: Zwei Tage bevor die Organisation Impfungen vornimmt, erklärt sie der betroffenen Bevölkerung den Nutzen und die potentiellen Nebenwirkungen. Geimpft wird nur, wer freiwillig zur Impfstation komme. Trotzdem, so Prof. Christian Bogdan von der STIKO, muss berücksichtigt werden, dass eine Impfung nur dann für den Infektionsschutz der Gesamtbevölkerung wirksam sei, wenn ein hoher Anteil der Menschen geimpft ist.

Am Ende der Diskussion resümiert Moderatorin Angela Grosse, dass das Gemeinwohl bei der Impfentscheidung nicht über die individuelle Freiheit gestellt werden dürfe.

Die darauffolgenden beiden Tage standen ganz im Zeichen des LCI-Fachsymposiums zum Thema „Vaccines“ am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Insgesamt 175 Gäste nutzten die Gelegenheit, sich über aktuelle Forschungsergebnisse zu informieren sowie zum Vernetzen und zum Gedankenaustausch. Die beiden Keynote-Lectures wurden von den renommierten Forschern Prof. Stefan Kaufmann vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie aus Berlin sowie von Prof. Peter Palese vom Mount Sinai Hospital, New York (USA), gehalten. Prof. Stefan Kaufmann legte in seinem Vortrag dar, welchen Beitrag Grundlagenforschung zur Kontrolle der Lungenkrankheit Tuberkulose leisten kann. Prof. Peter Palese berichtete von den Fortschritten auf dem Gebiet eines universellen Impfstoffes gegen Influenza.

Gerade in Zeiten von neu ausbrechenden und wiederkehrenden Infektionskrankheiten wie Ebola oder, ganz aktuell, Zika, hat die Entwicklung neuer Impfstoffe für die Forschung und die Gesellschaft große Priorität. Sowohl das LCI-Symposium als auch die Podiumsdiskussion haben die Aktualität des Themas Impfen deutlich hervorgehoben.

 

Das Symposium und die Podiumsdiskussion wurden organisiert vom Leibniz Center Infection, einem Verbund von drei norddeutschen Leibniz-Instituten zur Kompetenzbündelung auf dem Gebiet der Infektionsforschung. Mitglieder sind das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), das Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften (FZB) und das Heinrich-Pette-Institut, Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI).

Die Podiumsdiskussion war Teil des Themenjahres der Leibniz-Gemeinschaft „die beste der mdie beste der mobolaalten.de jahres "n"en von neuausbrechenden und wiederkehrenden Erkrankungen wie Ebolaaöglichen Welten“ anlässlich des 370. Geburtstages und 300. Todestages des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz. Mehr Informationen: www.bestewelten.de

Die Sprecherinnen und Sprecher des Symposiums

 

Das Publikum verfolgte gespannt die Keynote-Lecture von Prof. Stefan Kaufmann